«Wünschenswertes» bleibt auf der Strecke

Unsere Landrätin Sarah Küng schrebit in der Politkolumne der «Glarner Nachrichen» über die Kaufkraft – eines der Kernanliegen der Sozialdemokratie.

Allenthalben hören und lesen wir den Begriff «Kaufkraft». Die Kaufkraft sinkt, genauso wie die Reallöhne. Gleichzeitig steigen die Krankenkassenprämien, die Wohn- und Nebenkosten sowie die Preise für Konsumgüter munter weiter an. Dazu befinden wir uns in einer Inflation.

Ganz aktuell treibt die Bevölkerung zusätzlich der gestiegene Referenzzinssatz von 1.25% auf 1.5% um. Denn dadurch können die Mieten steigen. Dieser Preisanstieg bei den Wohnkosten belastet die Kaufkraft der Haushalte. Immer grössere Anteile des Einkommens müssen für das Wohnen ausgegeben werden. Den stärksten Anstieg ist dabei bei den tiefen und mittleren Einkommen zu verorten. Haushalte mit einem Monatseinkommen von bis zu 4000 Franken geben heute durchschnittlich 35 Prozent davon für die Miete aus. Ab 8000 Franken Bruttoeinkommen sind es noch lediglich 20 Prozent.

Doch aufgepasst: Eine Anhebung der Miete ist nur dann rechtens, wenn der Mietvertrag auf dem heutigen Referenzzins von 1,25 Prozent beruht. Vermieter:innen, welche in den vergangenen Jahren, als der Referenzzinssatz gesunken ist, dies nicht an die Mieter:innen weitergegeben haben, dürfen nun die Erhöhung ebenfalls nicht weitergeben. Überprüfen Sie also Ihren Mietvertrag und nutzen Sie den Mietzinsrechner des Mieterverbandes (mieterverband.ch/mietzinsrechner). Und falls Ihnen eine unrechtmässige Mietzinserhöhung ins Haus flattert, reagieren Sie unbedingt schnell und fechten Sie diese bei der Schlichtungsbehörde innert 30 Tagen an.

Auch wenn die sinkende Kaufkraft Angst macht und Teile der Bevölkerung noch mehr in finanzielle Bedrängnis bringt, als sie sowieso schon ist, sind wir all dem nicht einfach wehrlos ausgeliefert.

Wenn es ans Existenzielle für Familie und Kinder geht und wünschenswertes schon in weite Ferne gerückt ist, darf keine falsche Scham bestehen, den Schritt zur Unterstützung durch die guten Sozialleistungen unserer Gemeinschaft zu machen. Nutzen Sie diese. Genau dafür sind sie da.

Und: wählen Sie die Politiker:innen der Parteien, welche sich dafür einsetzen, die Kaufkraft der Bevölkerung zu stärken, vor allem dort, wo der Druck auf die Kaufkraft am deutlichsten zum Tragen kommt: bei den Miet- und Nebenkosten, den Krankenkassenprämien und den Fremdbetreuungskosten. Sie bekommen die Politik, die Sie durch Ihre Wahl «bestellen».

Schliesslich profitiert auch die Wirtschaft davon, wenn die Kaufkraft wieder steigt, weil dann Geld zur Verfügung steht, das für Dinge ausgegeben werden kann, welche in die Kategorie «wünschenswert» fallen.

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